Offener Brief der Fachschaften an das Rektorat

An
Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles
Schlossplatz 2
48149 Münster
Sehr geehrte Frau Rektorin Nelles,

nachdem Sie uns in unserem letzten Gespräch einige Aussagen als Fakten präsentiert haben, die unseren bisherigen Informationen widersprachen, haben wir fundierte Recherchen durchgeführt. Hierbei haben wir telefonische und persönliche Gespräche mit den zuständigen Personen beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW sowie dem Innovationsministerium geführt und die folgenden Informationen erhalten:
Die Miete der Baracke ist objektbezogen. So ist es in der Landesverordnung NRW festgeschrieben und so wird es auch gehandhabt. Die 1047€ Miete der Baracke würden der Universität nach Abstoßung der Baracke in jedem Fall gestrichen. Die Universität hat keinen Anspruch darauf und vor allem keine Garantie dafür, dass dieses Geld für andere Objekte bewilligt wird, zumal neue Bewilligungsverfahren nichts daran ändern, dass die unbefristeten Mietzahlungen der Baracke für die Universität unwiederbringlich gestrichen werden.
Daher bleibt für uns auch der tiefere Sinn ihrer „Raummangel“ Argumentation verschlossen, da der Abriss der Baracke nicht zwangsläufig mehr Platz an einer anderen Stelle bedeutet.
Außerdem möchten wir an dieser Stelle die leerstehenden Kellerräume im Institut für Politikwissenschaften anpreisen. Da anscheinend ein Büroflächenmangel herrscht, würde es sich geradezu anbieten, diese Räumlichkeiten zu nutzen. Nach unseren Informationen sind die Räume frisch renoviert, sollten also selbst den Ansprüchen von Büros Genüge tragen.
Sie haben uns im Gespräch zudem darauf hingewiesen, dass Sie viele Mittel aus dem Budget von Lehre und Forschung für Drittanmietungen ausgeben müssen. Abgesehen davon, dass absolut klar ist, dass der Abriss der Baracke daran nicht zwangsläufig etwas ändern wird, halten wir den Umstand, dass Sie Mieten aus diesem Budget bezahlen müssen, für skandalös. Wir sehen hier das Land NRW in der Pflicht. Das Land muss seiner eigenen öffentlichen Universität ausreichend Räume zur Verfügung stellen, so dass der Unibetrieb reibungslos von statten gehen kann. Die Gelder für Lehre und Forschung sind nicht dazu gedacht, die Sparmaßnahmen des Landes abzufedern.
Weiterhin wurde uns bestätigt, dass die Universität als Mieter – entgegen ihrer Aussage – sehr wohl berechtigt ist, die Miete zu mindern, wenn der Zustand eines Gebäudes entsprechend schlecht ist. Falls der BLB diese Mietminderung nicht hinnehmen will, hat er das Recht, die Mängel zu beheben, in diesem Fall die Baracke wieder soweit instand zu setzen, dass sie dem Niveau von 2002 entspricht. Diese Sanierung wäre kostenneutral für die Universität und würde auch das Problem des Zustands des Gebäudes lösen.
Endgültig zu klären bliebe, ob die Baracke wirklich baufällig ist, oder „nur“ renovierungsbedürftig. Die regelmäßige Feuerwehrabnahme bestätigt die Sicherheit der Baracke, sodass wir an der Aussage des absolut maroden Zustandes einige Zweifel hegen.
Insgesamt stellt sich die Situation für uns so dar, dass die von ihnen vorgebrachten Argumente hinsichtlich der Verwendbarkeit der Mietkosten schlichtweg unwahr sind. Die von ihnen suggerierten finanziellen Vorteile für die Universität durch einen Abriss der Baracke existieren nicht. Gerne nennen wir Ihnen die entsprechenden Ansprechpartner beim BLB und dem Innovationsministerium, die ihnen die obigen Ausführungen bestätigen werden.
Sie werden mit uns übereinstimmen, dass studentische Kultur, ehrenamtliches Engagement, Fachschaftsarbeit und studentische Selbstverwaltung konstitutive Bausteine eines exzellenten Universitätsbetriebs sind und speziell die studentische Kultur für die Universität Münster ein wichtiger Standortfaktor hinsichtlich der Attraktivität für Studienbewerber ist.
Warum sollte die Universität, auch wenn sie nicht explizit dazu verpflichtet ist, keinerlei Interesse daran haben, all dies zu fördern und zu unterstützen? – Die finanzielle Argumentation hat sich als gegenstandslos erwiesen hat; demnach könnte das einzige Argument sein, dass es um die Art von Kultur geht, die in der Baracke stattfindet, und dass man speziell diese nicht für unterstützenswert hält. Wir möchten jedoch weiterhin davon ausgehen, dass das Rektorat der WWU tolerant gegenüber einer Vielfalt von kulturellen Angeboten ist, und diese zu würdigen weiß.
Wir würden uns wünschen, dass Sie in Zukunft das offene Gespräch mit uns suchen und uns
nicht weiter mit Halbwahrheiten abspeisen. Falls die Argumente des Rektorats stichhaltig
wären und Ihre Intentionen rational, ohne die Abwertung studentischer Kultur erklärbar sind,
so dürfte dies kein Problem für Sie darstellen.
Mit freundlichem Gruß
Ihre Fachschaften Politikwissenschaft und Soziologie

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